Gemeinwesenmediation (Community mediation)
Unter Gemeinwesenmediation verstehen wir die sozialraumnahe Verankerung von konstruktiver Konfliktbearbeitung im Stadtteil bzw. in der Nachbarschaft durch Stärkung entsprechender Ressourcen im Gemeinwesen. Dies geschieht in der Regel durch Schulung engagierter BürgerInnen und Schlüsselpersonen zu ehrenamtlichen MediatorInnen, die dann für die Konfliktparteien meist kostenlos zur Konfliktvermittlung zur Verfügung stehen.
Viele Konflikte spielen sich im sozialen Nahraum ab: Klassiker sind Konflikte um Lärm und Müll in Mietshäusern, Konflikte um die Nutzung des Spielplatzes um die Ecke oder anderer öffentlicher Räume. Mediation ist für die Beteiligten oft nicht leicht zugänglich, weil die Methode unbekannt oder angstbesetzt ist, Mediatoren nicht persönlich bekannt sind und/oder man nicht über die Mittel verfügt, um freiberuflich tätige Mediatoren zu engagieren.
Hier setzt Gemeinwesenmediation an, indem sie BewohnerInnen und Schlüsselpersonen als ehrenamtliche Konfliktvermittler schult. Dadurch entsteht ein Pool von Mediatoren, die Vor Ort bekannt sind, Vertrauen genießen, verschiedene Bevölkerungsgruppen repräsentieren und dadurch einen guten Zugang zu potenziellen Konfliktparteien haben. Mediation kann so nicht nur kostengünstig, sondern auch im räumlichen Sinne bürgernah und mit einem hohen Multiplikationseffekt angeboten werde.
In verschiedenen englischsprachigen Ländern hat community mediation eine Tradition von mehr als 20 Jahren. In den USA ist sie ein ganz wesentlicher Motor der modernen Mediationsbewegung gewesen. In Deutschland schließt sie an die Tradition der Gemeinwesenarbeit an, die schon immer der Partizipation und dem Bürgerengagement verpflichtet war. Erste Gemeinwesenmediationsprojekte entstanden in Deutschland Mitte der 90er Jahre. Inzwischen entstehen jährlich zahlreiche neue - insgesamt in Deutschland bisher schätzungsweise fünfzig.
Charakteristisch ist für diese Projekte die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die mit Konfliktbearbeitung zu tun haben, z.B. Stadtteilbüros, Quartiersmanagements, kommunale Verwaltungen, Polizei, Wohnungsbausgesellschaften, Täter-Opfer-Ausgleich, Schiedsleute.