Konflikte verstehen heißt Macht verstehen - Theorien, Fallanalysen und Interventionsansätze für die Mediationspraxis
Diese Fortbildung richtet sich an Mediator:innen, die mit eskalierten, komplexen oder öffentlichen Konflikten arbeiten. Im Zentrum steht die Frage, wie Macht Konflikte prägt. Theorie, Reflexion der Rolle und Praxisfälle führen zu vertieftem Verständnis und erweiterten Handlungsmöglichkeiten.
Organisatorische Konflikte sind ohne Macht nicht zu begreifen. Sie entstehen aus ungleichen Ressourcen, aus Hierarchien und Zugängen. Sie berühren Fragen von Legitimität und Anerkennung und sie verschärfen sich, wenn formelle Strukturen und informelle Netzwerke auseinanderfallen. Für Mediator:innen bedeutet das, dass jeder Versuch der Vermittlung unweigerlich in Machtkonstellationen eingreift, ob bewusst oder unbewusst.
Dieses Online-Intensiv richtet sich an Mediator:innen, die in Krisen, eskalierten Verfahren oder öffentlich sichtbaren Konflikten arbeiten. Wir betrachten Macht dabei aus verschiedenen Perspektiven: wie sie legitimiert wird, wie sie sich in Strukturen und Routinen verfestigt und wie sie Kommunikation und Beziehungen prägt. So wird deutlich, dass Konfliktdynamiken nicht nur aus persönlichen Spannungen entstehen, sondern tief in organisatorischen Mustern verankert sind.
Darauf aufbauend reflektieren die Teilnehmenden ihre eigene Position im Spannungsfeld von Einfluss, Neutralitätsanspruch und Rollenwahrnehmung. Anhand von Fallanalysen entwickeln wir Interventionsansätze, die nicht auf Harmonisierung zielen, sondern auf Handlungsfähigkeit in hochkomplexen Situationen.
Inhalte
• Theorien von Macht und ihre Bedeutung für Konfliktdynamiken
• Machtparadoxien und Legitimität in Organisationen
• Interventionen im Umgang mit unausgesprochenen Hierarchien und verdeckten Agenden
• Reflexion der eigenen Rolle als Mediator:in zwischen Einfluss, Zuschreibung und Neutralität
• Analyse und Bearbeitung von Fällen aus der Praxis der Teilnehmenden
Nutzen
• Ein vertieftes, theoriegestütztes Verständnis von Macht- und Konfliktlogiken
• Ein erweitertes Interventionsrepertoire für hoch eskalierte und öffentlich sichtbare Verfahren
• Eine geschärfte Haltung zur eigenen Position als Mediator:in in komplexen Machtgefügen
Das Seminar umfasst 15 Fortbildungsstunden nach § 3 ZMediatAusbV und findet online in vier Halbtagen à 4 Stunden statt. Die zeitliche Struktur erlaubt intensives Arbeiten und zugleich die Möglichkeit, zwischen den Terminen zu reflektieren und Gelerntes in die eigene Praxis zu übertragen.